30. April – 19. Juni 2016
ACAD&C, Johannes Bendzulla, Céline Berger, Christian von Borries, Robert Brambora, Sven Johne, Florian Kuhlmann, Christin Lahr, Mutter / Genth, M+M, Alexander Roob, Robert Schlicht, Romana Schmalisch, Andreas Siekmann, Katja Stuke, Mathilde ter Heijne, Georg Winter
In schwindelerregendem Tempo haben sich in den letzten zwanzig Jahren tektonische Verschiebungen in politischen, ökonomischen und technischen Systemen ereignet, die immer stärker in die individuelle Gestaltung prekär gewordener Arbeits- und Lebensbereiche der Menschen einwirken.
Kunst ist wertvoll. Doch ist Kunst kein Luxusgut, wie immer öfter behauptet wird, sondern elementares schöpferisches Ausdrucksmittel und Grundbedürfnis des Menschen. Wie in fast allen Lebensbereichen haben finanzökonomische Maßstäbe eine Definitionsmacht über die Kunst geschaffen, die die Befragung ihres ästhetischen, kulturellen, gesellschaftlichen und gestaltenden „Mehrwerts“ zunehmend überlagern. Bedroht ist vor allem die öffentlich finanzierte Kulturförderung und nach jahrzehntelanger Unterfinanzierung historisch gewachsener Kulturinstitutionen steht immer häufiger ihr Ausverkauf zur Androhung. Auf der anderen Seite spiegelt ein globalisierter Kunstmarkt einmal mehr privatisierte Finanzakkumulationen wider. Die Diskussion um den „Wert von Kunst“, ihre Förderung, Bewahrung und Sammlung hat in den letzten Jahren daher wieder deutlich an Fahrt aufgenommen.
Was und wer bestimmt den Wert der Kunst? Ist die autonome Kunst tatsächlich eine Ressource, die ihren Wert frei bestimmen kann, ohne Rückbindung an die ihr zu Grunde liegende Arbeit und ihre Produktionsbedingungen? Und auch hier steht künstlerische Arbeit verändert zur Diskussion.
Denn was “Arbeit“ ist, beschäftigt nicht nur die, die keine haben, sie zu verlieren befürchten oder permanenten Raubbau betreiben. Neue, ent-hierarchisierte und selbstbestimmte Arbeitsmodelle stehen einer klassischen Erwerbsarbeit entgegen, allerdings oft um den Preis der Entgrenzung von Arbeit und Leben, der Einforderung von Flexibilität, Mobilität, Verfügbarkeit und permanenter Selbstoptimierung. Temporäre Vertragsverhältnisse, Niedriglöhne, das Hinsiechen arbeitsrechtlicher Interessenvertretungen prägen auch das rahmende Portfolio zahlreicher „Erwerbstätiger“. Dabei wird die moderne „Existenzform des Künstlers“ als freier kreativer, risikofreudiger und unabhängiger Unternehmer, der Werke ohne Auftrag und Waren ohne Käufer produziert, als spartenübergreifendes Rollenmodell aktueller Arbeitsökonomien und Managementtheorien herangezogen.
Eigeninitiative und Selbstorganisation sind gefragt. Doch was früher als optionaler Lebensentwurf galt, ist heute für viele existenzielle Notwendigkeit geworden.
Vom „Außenseiter der Gesellschaft“ zum „Komplizen des neoliberalen Kapitalismus“?
In dem Versuch, die sozialen und wertschöpfenden Aspekte von Produktion und Rezeption künstlerischer Arbeit in den Blick zu nehmen und die ihnen zugetragenen Rollenmodelle zu hinterfragen, haben zahlreiche Künstler und Künstlerkollektive seit den 90er Jahren unterschiedlichste Ansätze entwickelt. Dabei bilden nicht zuletzt Veröffentlichungs- und Distributionsstrategien einen konstitutiven Bestandteil ihres Werkes.
Die Ausstellung befragt exemplarisch, wie künstlerische Arbeit oder ihre Wertschätzung aktuell ins Bild gerückt wird. Wie durchdringen sich Vorstellungen, Begrifflichkeiten und Ideologien von Kreativität, Selbsteffizienz, Performance und Mehrwert in Wirtschaft und Kunst? Wie wird der „Wert von Kunst“ und der „Wert von Arbeit“ von Künstlern definiert, analysiert oder in Frage gestellt? Welche Rollenbilder, Ermächtigungs- bzw. Verweigerungsstrategien diskutieren Künstler? Welche alternativen Ökonomien, Wertschöpfungsketten und Distributionsformen sind zu beobachten oder vonnöten?
Mehr Material zum Thema der Ausstellung und Infos zu den einzelnen Künstler*innen gibt es unter:
Rahmenprogramm
Performance zur Eröffnung
Rupert Maier, Georg Winter: Brigade Partisan Heslach
Maler Arbeiten! Endlich der Durchbruch?
Die Brigade Partisan Heslach wurde von Rupert Maier und Georg Winter 1984 aus einer Umbaumaßnahme des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA) in Stuttgart gegründet. Die Brigade mit wechselnden Brigadistinnen und Brigadisten arbeitete mehr als 20 Jahre kontinuierlich an der Sicherung der Lebensgrundlage der Beteiligten und ihrer Familien. Die Maler-, Umbau- und Renovierungsarbeiten standen immer im Zusammenhang der Arbeit als Performance und lassen sich trotz eindeutiger Resultate und manchmal unspektakulärer Ergebnisse, Raufaser weiß, als künstlerische Arbeit bezeichnen. Neben der ‚Unterstreichung’ Kunststiftung Baden Württemberg 1994, der ‚Arbeit als Arbeit’ FKN Nürtingen oder ‚Monochrom-Minimal-Konstruktiv’ Budapest, führte die Brigade Partisan Heslach zahlreiche Aufträge aus, die Raumveränderungen herbeiführten und gleichzeitig Handlungsformen der lohnabhängigen Arbeit untersuchten.
Texte von Hannah Arendt, Karl Marx und Danijl Charms unterstützten die raumbezogenen Dauerperformances. Die Brigade erhielt ihren Namen vom Stadtteil "Heslach" in Stuttgart, wo die ersten Aufträge anliefen. Die Bezeichnung „Brigade Partisan" stammte aus der jüdischen Arbeiter- und Widerstandsbewegung.
Der Einsatz der Brigade über die vielen Jahre war oft staubig und mühselig, half aber zwischen Decke, Wand und Boden einen Spielraum für die Kunst frei zu halten.
Kuratorenführung: 1. Mai, 15 Uhr (und auf Anfrage)
Weitere Führungen: 22. Mai, 29. Mai, 12. Juni, 19. Juni, jeweils 15 Uhr
Aktion
26. – 29. Mai 2016
WORKING OUT
Temporäres Büro / Performance
ACAD&C (Agency for Contemporary Artistic Discourse & Collaboration) ist eine performative Agentur, die von einem offenen Künstler*innen-Kollektiv betrieben wird. Sie wurde im Jahr 2015 von Studierenden an der Kunsthochschule in Kassel gegründet. Die Agency reflektiert Strategien der Selbstrepräsentation, lotet Rollenverhältnisse zwischen Künstler*innen, Expert*innen und Institutionen aus und verändert, umarmt und beschönigt vorherrschende Diskurse auf einer neuen Ebene. Sie reagiert auf ökonomische Realitäten und Imperative der Kunstwelt. Dabei ist Performativität ihr elementares Werkzeug.
Für die Ausstellung betreibt die die Agency vom 26. – 29. Mai ein temporäres Büro, dessen Arbeit sich auch auf den städtischen Raum ausstreckt. So wird die Gruppe am 27. und 28. Mai ihren Aktionsraum auf den „Gasthof Worringer Platz“ (Glaspavillon) verlegen. Befragungen zu Wertschöpfungs- und Selbstoptimierungsstrategien, aber auch die Hinterfragung von „Kultur als Mittel der Erholung“ stehen dabei im Zentrum ihres Untersuchungsfeldes, das in enger Auseinandersetzung mit Düsseldorfer PassantInnen während ihres Aufenthalts in filmische und narrative Dokumentationen „verarbeitet“ wird. Zudem wird ein abschließender Workshop beworben, in denen Besucher*innen Kunst zwischen Genuss und Arbeit auf körperlicher Ebene kennenlernen und sich Potentialnutzung, Recreation und lustvolles Handeln durch emanzipierte Kunstbetrachtung im WELTKUNSTZIMMER neu erschließen können.
Der Workshop „Careless“ unter der Leitung von Agency-Mitglied Paula Mierzowsky findet am Sonntag, dem 29. Mai 2016, um 14:30 – 16 Uhr in der Ausstellung „Vom Wert der Kunst als Wert der Arbeit“ statt.
Workshop
29. Mai 2016, 14:30 – 16:00 Uhr
CARE LESS - Schulungsprogramm zur betreuten Kunstbetrachtung
Haben Sie sich schon immer gewünscht, dass jemand bei Ihnen ist, wenn sie verloren vor einer künstlerischen Arbeit stehen?
Mir gefällt es nicht. Das ist auch Ihr gutes Recht. Lassen Sie mit uns auch negative Emotionen zur Kunst zu. Diese und andere wertvolle Potentiale machen wir für sie nutzbar.
Sie wissen es sowieso besser? Ganz genau, und deswegen zeigen wir Ihnen, wie Sie das auch gut artikulieren können!
Wir, das sind ich, Paula Mierzowsky und mein Team, entwickeln seit 2015 die CARE LESS Methode. Wir beobachten und werden beobachtet. In fiktiven sowie realen Situationen sorgen wir für Destabilisation und Restabilisation. Dies sind Grundsteine unserer Arbeit.
Mit der CARE LESS Methode können sie eigene Problemstellungen untersuchen.
Wenn Sie sich wachsam und kritisch auf dieses Erlebnis einlassen wollen, dann schreiben sie uns an: carelessmethode@gmail.com
Labor für Kritik und Weitsicht
11. Mai 2016, 19 Uhr
Art looks better on Tumblr –
Wertschöpfung und Wertverlust von Kunst im Internet
Kurzpräsentationen von Florian Kuhlmann, Johannes Bendzulla, Ulrich Genth und Heike Mutter, anschließende Diskussion moderiert von Sabine Maria Schmidt
Wie geht künstlerisches „Business as usual“ heute, welche Distributions- und Rezeptionsketten ermöglicht und forciert das Internet? Und wie stellen sich ökonomische Aneignungs- und Verwertungsstrategien im Internet dar, wenn ein Werk plötzlich zu einem weltweit bekannten „key visual“ wird?
15. Juni 2016, 19 Uhr
Jacco van Uden: What Makes Art Work So Appealing?
In seinem Vortrag stellt der Niederländer Jacco von Uden (geb 1972) ein aktuelles Forschungsprojekt vor, dass sich den unterschiedlichen Verbindungen zwischen künstlerischer Selbstorganisation und Change-Management-Theorien widmet. Ein Vortrag, der sich nicht nur gezielt an Manager und solche, die es werden könnten, richtet.
In his presentation, Jacco will talk about his Making Art Work research project. Within this project, different ways of connecting the worlds of art and management/organization are explored. Are management and art fundamentally different practices? Or can we arrive at ‘artistically-informed management practices’? And should we? What is at stake here?
Jacco van Uden (1972) has a background in Organisation Studies (Erasmus University Rotterdam, NL) and was as a Management Consultant for a number of years after which he moved into the field of Futures studies. Jacco has been with The Hague University of Applied Sciences since 2012, where he is now head of the Change management research group (‘lector’). The research group (‘lectoraat’) focuses not only on the Management of Change but also on the question of how management itself can be changed. It does so by rethinking topics that normally receive little attention in mainstream management literature, such as ambiguity, space, gossip or hesitance. In addition, the research group seeks to draws from sources that – at first sight – have little to do with management or organization.
Vortrag und Diskussion in englischer Sprache!
Filmprogramm zur Ausstellung
„VOM WERT DER KUNST ALS WERT DER ARBEIT“
WELTKUNSTZIMMER in Kooperation mit der Filmwerkstatt Düsseldorf
Veranstaltungsort: Filmwerkstatt Düsseldorf, Birkenstr. 47 (Im Hof), 40233 Düsseldorf
Mittwoch, 25. Mai 2016, 19 Uhr
Thomas Hirschhorn – Gramsci Monument, 2015,
Ein Film von Angelo A. Lüdin
1h:34 Min., engl., dt. Untertitel
"Energy against quality?“
Anschließende Diskussion mit dem Regisseur Angelo A. Lüdin, Markus Ambach und Jan Wagner, moderiert von Sabine Maria Schmidt
Zum Film:
Thomas Hirschhorn, ein Schweizer Künstler von Weltrang, wagt es immer wieder, mit seinen partizipatorischen Arbeiten an gesellschaftspolitischen Wunden zu rühren. Im Jahr 2013 machte sich Hirschhorn in Forest Houses, einer Sozialbausiedlung in der Südbronx, an den Bau des «Gramsci Monument». Fernab des New Yorker Kulturbetriebes will der streitbare Künstler zusammen mit unquali?zierten Mitarbeitern aus der Nachbarschaft das Projekt umsetzen. Gegenseitige Provokationen und Probleme sind vorprogrammiert, denn Hirschhorns absolute Hingabe an die Kunst sieht sich mit der von Armut und Arbeitslosigkeit geprägten Realität der Bewohner konfrontiert. Der Weg zum Monument – so schön erdacht in seinem Pariser Atelier – erweist sich als schwieriger als erwartet! Der Film verfolgt und dokumentiert die gesamte – sichtbare – Lebensspanne eines spannenden Unterfangens, von seiner Entstehung bis zu seinem finalen, kreativ zerstörerischen Rückbau.
Veranstaltungsort:
Filmwerkstatt Düsseldorf, Birkenstr. 47 (Im Hof), 40233 Düsseldorf
22. Juni 2016, 19 Uhr
Céline Berger: Ballade, 2015/2016
Video: HD, Stereo (Deutsch), ca. 20 Min.
„Coaching-Strategien und die Kunst“
Anschließende Diskussion mit Céline Berger, Emmanuel Mir, Jan Wagner und Sabine Maria Schmidt
Zum Film:
"Ballade" erkundet das Sprachuniversum des Business-Coachings, die Methoden der Coaches, die Geschichten und Sehnsüchte ihrer Klienten. Eine weite, karge Steppenlandschaft. Drei Menschen wandern und erzählen. Andreas, der Geschäftsführer, hat seinem Personalchef gekündigt, weil er ihn unzuverlässig fand; die Projektleiterin Barbara hat Angst vor der bevorstehenden Präsentation ihres Projektes bei der Geschäftsleitung; Christian, der Personalchef, will sich aus den Zwängen seines Berufslebens befreien und neu ausrichten. Der Drehbuchtext von "Ballade" basiert auf der Audio-Dokumentation von rund 50 Coaching-Gesprächen an drei deutschen Coaching-Trainingszentren.
Ausstellungsansichten
© Christian Yannick Herrmann
Die Ausstellung wird gefördert durch:
30. April – 19. Juni 2016
ACAD&C, Johannes Bendzulla, Céline Berger, Christian von Borries, Robert Brambora, Sven Johne, Florian Kuhlmann, Christin Lahr, Mutter / Genth, M+M, Alexander Roob, Robert Schlicht, Romana Schmalisch, Andreas Siekmann, Katja Stuke, Mathilde ter Heijne, Georg Winter
In schwindelerregendem Tempo haben sich in den letzten zwanzig Jahren tektonische Verschiebungen in politischen, ökonomischen und technischen Systemen ereignet, die immer stärker in die individuelle Gestaltung prekär gewordener Arbeits- und Lebensbereiche der Menschen einwirken.
Kunst ist wertvoll. Doch ist Kunst kein Luxusgut, wie immer öfter behauptet wird, sondern elementares schöpferisches Ausdrucksmittel und Grundbedürfnis des Menschen. Wie in fast allen Lebensbereichen haben finanzökonomische Maßstäbe eine Definitionsmacht über die Kunst geschaffen, die die Befragung ihres ästhetischen, kulturellen, gesellschaftlichen und gestaltenden „Mehrwerts“ zunehmend überlagern. Bedroht ist vor allem die öffentlich finanzierte Kulturförderung und nach jahrzehntelanger Unterfinanzierung historisch gewachsener Kulturinstitutionen steht immer häufiger ihr Ausverkauf zur Androhung. Auf der anderen Seite spiegelt ein globalisierter Kunstmarkt einmal mehr privatisierte Finanzakkumulationen wider. Die Diskussion um den „Wert von Kunst“, ihre Förderung, Bewahrung und Sammlung hat in den letzten Jahren daher wieder deutlich an Fahrt aufgenommen.
Was und wer bestimmt den Wert der Kunst? Ist die autonome Kunst tatsächlich eine Ressource, die ihren Wert frei bestimmen kann, ohne Rückbindung an die ihr zu Grunde liegende Arbeit und ihre Produktionsbedingungen? Und auch hier steht künstlerische Arbeit verändert zur Diskussion.
Denn was “Arbeit“ ist, beschäftigt nicht nur die, die keine haben, sie zu verlieren befürchten oder permanenten Raubbau betreiben. Neue, ent-hierarchisierte und selbstbestimmte Arbeitsmodelle stehen einer klassischen Erwerbsarbeit entgegen, allerdings oft um den Preis der Entgrenzung von Arbeit und Leben, der Einforderung von Flexibilität, Mobilität, Verfügbarkeit und permanenter Selbstoptimierung. Temporäre Vertragsverhältnisse, Niedriglöhne, das Hinsiechen arbeitsrechtlicher Interessenvertretungen prägen auch das rahmende Portfolio zahlreicher „Erwerbstätiger“. Dabei wird die moderne „Existenzform des Künstlers“ als freier kreativer, risikofreudiger und unabhängiger Unternehmer, der Werke ohne Auftrag und Waren ohne Käufer produziert, als spartenübergreifendes Rollenmodell aktueller Arbeitsökonomien und Managementtheorien herangezogen.
Eigeninitiative und Selbstorganisation sind gefragt. Doch was früher als optionaler Lebensentwurf galt, ist heute für viele existenzielle Notwendigkeit geworden.
Vom „Außenseiter der Gesellschaft“ zum „Komplizen des neoliberalen Kapitalismus“?
In dem Versuch, die sozialen und wertschöpfenden Aspekte von Produktion und Rezeption künstlerischer Arbeit in den Blick zu nehmen und die ihnen zugetragenen Rollenmodelle zu hinterfragen, haben zahlreiche Künstler und Künstlerkollektive seit den 90er Jahren unterschiedlichste Ansätze entwickelt. Dabei bilden nicht zuletzt Veröffentlichungs- und Distributionsstrategien einen konstitutiven Bestandteil ihres Werkes.
Die Ausstellung befragt exemplarisch, wie künstlerische Arbeit oder ihre Wertschätzung aktuell ins Bild gerückt wird. Wie durchdringen sich Vorstellungen, Begrifflichkeiten und Ideologien von Kreativität, Selbsteffizienz, Performance und Mehrwert in Wirtschaft und Kunst? Wie wird der „Wert von Kunst“ und der „Wert von Arbeit“ von Künstlern definiert, analysiert oder in Frage gestellt? Welche Rollenbilder, Ermächtigungs- bzw. Verweigerungsstrategien diskutieren Künstler? Welche alternativen Ökonomien, Wertschöpfungsketten und Distributionsformen sind zu beobachten oder vonnöten?
Mehr Material zum Thema der Ausstellung und Infos zu den einzelnen Künstler*innen gibt es unter:
Rahmenprogramm
Performance zur Eröffnung
Rupert Maier, Georg Winter: Brigade Partisan Heslach
Maler Arbeiten! Endlich der Durchbruch?
Die Brigade Partisan Heslach wurde von Rupert Maier und Georg Winter 1984 aus einer Umbaumaßnahme des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA) in Stuttgart gegründet. Die Brigade mit wechselnden Brigadistinnen und Brigadisten arbeitete mehr als 20 Jahre kontinuierlich an der Sicherung der Lebensgrundlage der Beteiligten und ihrer Familien. Die Maler-, Umbau- und Renovierungsarbeiten standen immer im Zusammenhang der Arbeit als Performance und lassen sich trotz eindeutiger Resultate und manchmal unspektakulärer Ergebnisse, Raufaser weiß, als künstlerische Arbeit bezeichnen. Neben der ‚Unterstreichung’ Kunststiftung Baden Württemberg 1994, der ‚Arbeit als Arbeit’ FKN Nürtingen oder ‚Monochrom-Minimal-Konstruktiv’ Budapest, führte die Brigade Partisan Heslach zahlreiche Aufträge aus, die Raumveränderungen herbeiführten und gleichzeitig Handlungsformen der lohnabhängigen Arbeit untersuchten.
Texte von Hannah Arendt, Karl Marx und Danijl Charms unterstützten die raumbezogenen Dauerperformances. Die Brigade erhielt ihren Namen vom Stadtteil "Heslach" in Stuttgart, wo die ersten Aufträge anliefen. Die Bezeichnung „Brigade Partisan" stammte aus der jüdischen Arbeiter- und Widerstandsbewegung.
Der Einsatz der Brigade über die vielen Jahre war oft staubig und mühselig, half aber zwischen Decke, Wand und Boden einen Spielraum für die Kunst frei zu halten.
Kuratorenführung: 1. Mai, 15 Uhr (und auf Anfrage)
Weitere Führungen: 22. Mai, 29. Mai, 12. Juni, 19. Juni, jeweils 15 Uhr
Aktion
26. – 29. Mai 2016
WORKING OUT
Temporäres Büro / Performance
ACAD&C (Agency for Contemporary Artistic Discourse & Collaboration) ist eine performative Agentur, die von einem offenen Künstler*innen-Kollektiv betrieben wird. Sie wurde im Jahr 2015 von Studierenden an der Kunsthochschule in Kassel gegründet. Die Agency reflektiert Strategien der Selbstrepräsentation, lotet Rollenverhältnisse zwischen Künstler*innen, Expert*innen und Institutionen aus und verändert, umarmt und beschönigt vorherrschende Diskurse auf einer neuen Ebene. Sie reagiert auf ökonomische Realitäten und Imperative der Kunstwelt. Dabei ist Performativität ihr elementares Werkzeug.
Für die Ausstellung betreibt die die Agency vom 26. – 29. Mai ein temporäres Büro, dessen Arbeit sich auch auf den städtischen Raum ausstreckt. So wird die Gruppe am 27. und 28. Mai ihren Aktionsraum auf den „Gasthof Worringer Platz“ (Glaspavillon) verlegen. Befragungen zu Wertschöpfungs- und Selbstoptimierungsstrategien, aber auch die Hinterfragung von „Kultur als Mittel der Erholung“ stehen dabei im Zentrum ihres Untersuchungsfeldes, das in enger Auseinandersetzung mit Düsseldorfer PassantInnen während ihres Aufenthalts in filmische und narrative Dokumentationen „verarbeitet“ wird. Zudem wird ein abschließender Workshop beworben, in denen Besucher*innen Kunst zwischen Genuss und Arbeit auf körperlicher Ebene kennenlernen und sich Potentialnutzung, Recreation und lustvolles Handeln durch emanzipierte Kunstbetrachtung im WELTKUNSTZIMMER neu erschließen können.
Der Workshop „Careless“ unter der Leitung von Agency-Mitglied Paula Mierzowsky findet am Sonntag, dem 29. Mai 2016, um 14:30 – 16 Uhr in der Ausstellung „Vom Wert der Kunst als Wert der Arbeit“ statt.
Workshop
29. Mai 2016, 14:30 – 16:00 Uhr
CARE LESS - Schulungsprogramm zur betreuten Kunstbetrachtung
Haben Sie sich schon immer gewünscht, dass jemand bei Ihnen ist, wenn sie verloren vor einer künstlerischen Arbeit stehen?
Mir gefällt es nicht. Das ist auch Ihr gutes Recht. Lassen Sie mit uns auch negative Emotionen zur Kunst zu. Diese und andere wertvolle Potentiale machen wir für sie nutzbar.
Sie wissen es sowieso besser? Ganz genau, und deswegen zeigen wir Ihnen, wie Sie das auch gut artikulieren können!
Wir, das sind ich, Paula Mierzowsky und mein Team, entwickeln seit 2015 die CARE LESS Methode. Wir beobachten und werden beobachtet. In fiktiven sowie realen Situationen sorgen wir für Destabilisation und Restabilisation. Dies sind Grundsteine unserer Arbeit.
Mit der CARE LESS Methode können sie eigene Problemstellungen untersuchen.
Wenn Sie sich wachsam und kritisch auf dieses Erlebnis einlassen wollen, dann schreiben sie uns an: carelessmethode@gmail.com
Labor für Kritik und Weitsicht
11. Mai 2016, 19 Uhr
Art looks better on Tumblr –
Wertschöpfung und Wertverlust von Kunst im Internet
Kurzpräsentationen von Florian Kuhlmann, Johannes Bendzulla, Ulrich Genth und Heike Mutter, anschließende Diskussion moderiert von Sabine Maria Schmidt
Wie geht künstlerisches „Business as usual“ heute, welche Distributions- und Rezeptionsketten ermöglicht und forciert das Internet? Und wie stellen sich ökonomische Aneignungs- und Verwertungsstrategien im Internet dar, wenn ein Werk plötzlich zu einem weltweit bekannten „key visual“ wird?
15. Juni 2016, 19 Uhr
Jacco van Uden: What Makes Art Work So Appealing?
In seinem Vortrag stellt der Niederländer Jacco von Uden (geb 1972) ein aktuelles Forschungsprojekt vor, dass sich den unterschiedlichen Verbindungen zwischen künstlerischer Selbstorganisation und Change-Management-Theorien widmet. Ein Vortrag, der sich nicht nur gezielt an Manager und solche, die es werden könnten, richtet.
In his presentation, Jacco will talk about his Making Art Work research project. Within this project, different ways of connecting the worlds of art and management/organization are explored. Are management and art fundamentally different practices? Or can we arrive at ‘artistically-informed management practices’? And should we? What is at stake here?
Jacco van Uden (1972) has a background in Organisation Studies (Erasmus University Rotterdam, NL) and was as a Management Consultant for a number of years after which he moved into the field of Futures studies. Jacco has been with The Hague University of Applied Sciences since 2012, where he is now head of the Change management research group (‘lector’). The research group (‘lectoraat’) focuses not only on the Management of Change but also on the question of how management itself can be changed. It does so by rethinking topics that normally receive little attention in mainstream management literature, such as ambiguity, space, gossip or hesitance. In addition, the research group seeks to draws from sources that – at first sight – have little to do with management or organization.
Vortrag und Diskussion in englischer Sprache!
Filmprogramm zur Ausstellung
„VOM WERT DER KUNST ALS WERT DER ARBEIT“
WELTKUNSTZIMMER in Kooperation mit der Filmwerkstatt Düsseldorf
Veranstaltungsort: Filmwerkstatt Düsseldorf, Birkenstr. 47 (Im Hof), 40233 Düsseldorf
Mittwoch, 25. Mai 2016, 19 Uhr
Thomas Hirschhorn – Gramsci Monument, 2015,
Ein Film von Angelo A. Lüdin
1h:34 Min., engl., dt. Untertitel
"Energy against quality?“
Anschließende Diskussion mit dem Regisseur Angelo A. Lüdin, Markus Ambach und Jan Wagner, moderiert von Sabine Maria Schmidt
Zum Film:
Thomas Hirschhorn, ein Schweizer Künstler von Weltrang, wagt es immer wieder, mit seinen partizipatorischen Arbeiten an gesellschaftspolitischen Wunden zu rühren. Im Jahr 2013 machte sich Hirschhorn in Forest Houses, einer Sozialbausiedlung in der Südbronx, an den Bau des «Gramsci Monument». Fernab des New Yorker Kulturbetriebes will der streitbare Künstler zusammen mit unquali?zierten Mitarbeitern aus der Nachbarschaft das Projekt umsetzen. Gegenseitige Provokationen und Probleme sind vorprogrammiert, denn Hirschhorns absolute Hingabe an die Kunst sieht sich mit der von Armut und Arbeitslosigkeit geprägten Realität der Bewohner konfrontiert. Der Weg zum Monument – so schön erdacht in seinem Pariser Atelier – erweist sich als schwieriger als erwartet! Der Film verfolgt und dokumentiert die gesamte – sichtbare – Lebensspanne eines spannenden Unterfangens, von seiner Entstehung bis zu seinem finalen, kreativ zerstörerischen Rückbau.
Veranstaltungsort:
Filmwerkstatt Düsseldorf, Birkenstr. 47 (Im Hof), 40233 Düsseldorf
22. Juni 2016, 19 Uhr
Céline Berger: Ballade, 2015/2016
Video: HD, Stereo (Deutsch), ca. 20 Min.
„Coaching-Strategien und die Kunst“
Anschließende Diskussion mit Céline Berger, Emmanuel Mir, Jan Wagner und Sabine Maria Schmidt
Zum Film:
"Ballade" erkundet das Sprachuniversum des Business-Coachings, die Methoden der Coaches, die Geschichten und Sehnsüchte ihrer Klienten. Eine weite, karge Steppenlandschaft. Drei Menschen wandern und erzählen. Andreas, der Geschäftsführer, hat seinem Personalchef gekündigt, weil er ihn unzuverlässig fand; die Projektleiterin Barbara hat Angst vor der bevorstehenden Präsentation ihres Projektes bei der Geschäftsleitung; Christian, der Personalchef, will sich aus den Zwängen seines Berufslebens befreien und neu ausrichten. Der Drehbuchtext von "Ballade" basiert auf der Audio-Dokumentation von rund 50 Coaching-Gesprächen an drei deutschen Coaching-Trainingszentren.
Ausstellungsansichten © Christian Yannick Herrmann
Die Ausstellung wird gefördert durch: