16. Oktober – 17. Oktober 2015
Weltkunstzimmer
Tanz/Performance
Künstler
Chikako Kaido
Vorstellungen
Fr, 16. Oktober, 20:00h
Sa, 17. Oktober, 20:00h
Tanz und Kreation
Yuta Ishikawa, Jascha Viehstädt, Judith Wilhelm
Bühnenbild und Raum
Katharina Wackermann
Kontrabass
Tetsuya Santo
Dramaturgie
Felix Meyer-Christian
Kostüme und Organisation
Isabelle Wapnitz
Licht
Philipp Zander
Graphik
Jascha Viehstädt
Produktionsmitarbeit
Judith Wilhelm
Konzept und Choreographie
Chikako Kaido
Als ich im Sommer auf eine U-Bahn in meiner Wahlheimat Düsseldorf wartete fragte ich mich: „Was passiert in Deutschland, wenn man auf allen Vieren durch eine U-Bahn-Station läuft?“ Verhaftet wird man wahrscheinlich nicht. Die Leute sind an Performances, also an ungewöhnliches Verhalten im öffentlichen Raum gewöhnt. In meiner Heimat Japan macht man so etwas nicht. In der Öffentlichkeit ist es wichtig, Haltung zu bewahren. Wer keine Haltung bewahrt bringt Schande über sich. In der Ubahnstation Azamino in Tokio sah ich im Sommer 2014 einen Mann, der sich langsam auf allen vieren quer durch die Station bewegte. Er war definitiv kein Tänzer, in Japan gibt es keine Aufführungen im öffentlichen Raum, was ich sah war also keine Performance. Dennoch veränderte dieser Mann den Raum. Die Menschen sahen ihn, aber sie ignorierten ihn. Einige verachteten ihn vielleicht dafür, dass er sie auf ihrem Weg zur Arbeit aufhielt. Dieser Außenseiter der Gesellschaft. Hatte er nichts Besseres zu tun? Ich fragte mich, wohin er auf dem Weg war, was seine Geschichte war. Die städtische Umgebung hat Einfluss auf das Verhalten und die Körper von den Stadtbewohnern. Unsere Umgebung ist daraufhin ausgerichtet, dass wir ihr aufrecht und mit geradeaus gerichtetem Blick begegnen. Der Mann in der Tokioer U-Bahn wurde von ein paar Polizisten festgehalten und weggeschafft. Er passte nicht in diese Umgebung, er fiel auf und wurde entfernt.
In der japanischen Gesellschaft spielt Konformität im öffentlichen Raum eine entscheidende Rolle – der Fokus dieses Projekts. Meine Großmutter sagte immer: „Es ist besser, normal zu sein!“ So wie mein Vater jeden morgen in die U-Bahn stieg, um nach Tokio zur Arbeit zu fahren. Aber sollte ich mich die nächsten 35 Jahre zwischen wildfremden Menschen einpferchen lassen, nur um “normal” zu sein? Jeden morgen treffen sich die japanischen Geschäftsmänner an der U-Bahnstation. Es gibt keine Begrüßungen, keine Gespräche, es werden nicht einmal Blicke ausgetauscht. Sie stellen sich fein säuberlich aufgereiht an, eine Armee der Konformität. Die U-Bahn fährt ein. Wo vorher die Pendler noch geordnet nebeneinander standen wird jetzt geschoben, gedrängt und gestapelt. Wie menschliche Spaghetti sind sich die Menschen, einen Moment vorher noch völlig fremd, plötzlich körperlich ganz nah. Mit diesem Kontrast zwischen Ordnung und Chaos, Nähe und Distanz im Kontext der allumfassenden Konformität will ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen.
Die körperorientierten Handlungsräume, die uns das Bild der japanischen Gesellschaft dazu vorgibt, liegen zwischen Apathie und Chaos, Stillstand und Bewegung, Anpassung und Widerstand. Dabei arbeiten wir ausgehend von konkreten Bewegungen und Handlungen und werden davon immer weiter abstrahieren, um zu verschiedenen universellen Ausdrucksweisen des Körpers zu gelangen, die mich besonders interessieren: Konformität, Leere, Isolation und Ordnung auf der einen und Nähe, Berührung, Intimität, Scham, Auflösung und Skandal auf der anderen Seite. So erhoffe ich mich mir auf tanzbasierter, musikalischer und atmosphärisch dichter Ebene Aufschluss über das öffentliche Körper-Raum-System in Bezug auf eine Konformität, der es an Menschlichkeit mangelt.
Die Ausstellung wird gefördert durch:
Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Bezirksregierung Düsseldorf, Choreografisches Zentrum Heidelberg, PACT Zollverein, Hans-Peter-Zimmer Stiftung und Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport
16. Oktober – 17. Oktober 2015
Weltkunstzimmer
Tanz/Performance
Künstler
Chikako Kaido
Vorstellungen
Fr, 16. Oktober, 20:00h
Sa, 17. Oktober, 20:00h
Tanz und Kreation
Yuta Ishikawa, Jascha Viehstädt, Judith Wilhelm
Bühnenbild und Raum
Katharina Wackermann
Kontrabass
Tetsuya Santo
Dramaturgie
Felix Meyer-Christian
Kostüme und Organisation
Isabelle Wapnitz
Licht
Philipp Zander
Graphik
Jascha Viehstädt
Produktionsmitarbeit
Judith Wilhelm
Konzept und Choreographie
Chikako Kaido
Als ich im Sommer auf eine U-Bahn in meiner Wahlheimat Düsseldorf wartete fragte ich mich: „Was passiert in Deutschland, wenn man auf allen Vieren durch eine U-Bahn-Station läuft?“ Verhaftet wird man wahrscheinlich nicht. Die Leute sind an Performances, also an ungewöhnliches Verhalten im öffentlichen Raum gewöhnt. In meiner Heimat Japan macht man so etwas nicht. In der Öffentlichkeit ist es wichtig, Haltung zu bewahren. Wer keine Haltung bewahrt bringt Schande über sich. In der Ubahnstation Azamino in Tokio sah ich im Sommer 2014 einen Mann, der sich langsam auf allen vieren quer durch die Station bewegte. Er war definitiv kein Tänzer, in Japan gibt es keine Aufführungen im öffentlichen Raum, was ich sah war also keine Performance. Dennoch veränderte dieser Mann den Raum. Die Menschen sahen ihn, aber sie ignorierten ihn. Einige verachteten ihn vielleicht dafür, dass er sie auf ihrem Weg zur Arbeit aufhielt. Dieser Außenseiter der Gesellschaft. Hatte er nichts Besseres zu tun? Ich fragte mich, wohin er auf dem Weg war, was seine Geschichte war. Die städtische Umgebung hat Einfluss auf das Verhalten und die Körper von den Stadtbewohnern. Unsere Umgebung ist daraufhin ausgerichtet, dass wir ihr aufrecht und mit geradeaus gerichtetem Blick begegnen. Der Mann in der Tokioer U-Bahn wurde von ein paar Polizisten festgehalten und weggeschafft. Er passte nicht in diese Umgebung, er fiel auf und wurde entfernt.
In der japanischen Gesellschaft spielt Konformität im öffentlichen Raum eine entscheidende Rolle – der Fokus dieses Projekts. Meine Großmutter sagte immer: „Es ist besser, normal zu sein!“ So wie mein Vater jeden morgen in die U-Bahn stieg, um nach Tokio zur Arbeit zu fahren. Aber sollte ich mich die nächsten 35 Jahre zwischen wildfremden Menschen einpferchen lassen, nur um “normal” zu sein? Jeden morgen treffen sich die japanischen Geschäftsmänner an der U-Bahnstation. Es gibt keine Begrüßungen, keine Gespräche, es werden nicht einmal Blicke ausgetauscht. Sie stellen sich fein säuberlich aufgereiht an, eine Armee der Konformität. Die U-Bahn fährt ein. Wo vorher die Pendler noch geordnet nebeneinander standen wird jetzt geschoben, gedrängt und gestapelt. Wie menschliche Spaghetti sind sich die Menschen, einen Moment vorher noch völlig fremd, plötzlich körperlich ganz nah. Mit diesem Kontrast zwischen Ordnung und Chaos, Nähe und Distanz im Kontext der allumfassenden Konformität will ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen.
Die körperorientierten Handlungsräume, die uns das Bild der japanischen Gesellschaft dazu vorgibt, liegen zwischen Apathie und Chaos, Stillstand und Bewegung, Anpassung und Widerstand. Dabei arbeiten wir ausgehend von konkreten Bewegungen und Handlungen und werden davon immer weiter abstrahieren, um zu verschiedenen universellen Ausdrucksweisen des Körpers zu gelangen, die mich besonders interessieren: Konformität, Leere, Isolation und Ordnung auf der einen und Nähe, Berührung, Intimität, Scham, Auflösung und Skandal auf der anderen Seite. So erhoffe ich mich mir auf tanzbasierter, musikalischer und atmosphärisch dichter Ebene Aufschluss über das öffentliche Körper-Raum-System in Bezug auf eine Konformität, der es an Menschlichkeit mangelt.
Die Ausstellung wird gefördert durch:
Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Bezirksregierung Düsseldorf, Choreografisches Zentrum Heidelberg, PACT Zollverein, Hans-Peter-Zimmer Stiftung und Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport